Mehrtägige Wandertour durch die Kitzbüheler Alpen in Tirol

Von Jörg Brokmann

Der Berg ruft, mag manch Wanderer die Zeichen am Horizont positiv deuten: die Hohe Salve, das Kitzbüheler Horn heben sich majestätisch vom strahlend blauen Himmel ab. Für den alpinen Rookie heißt diese schweißtreibende Angelegenheit im Sommer: Herausforderung, Anstrengung, dicke Beine und viel Spaß zugleich.

„Ja griaß di!“ lautet die freundliche Begrüßung im Brixental. Und so richtig wohlfühlend machen wir uns in Hopfgarten auf die Socken, mit einigermaßen gutem Training in den Oberschenkeln durch das Laufen oder Radfahren im Flachland. Die Vorhersagen für die nächsten fünf Tage schwanken zwischen durchwachsen, sonnig und nieselig. Eins vorweg: Wir erwischen eine prächtige Woche in den Kitzbüheler Alpen mit grandiosen Aussichten, bisweilen perfekter Fernsicht. Es sollte ein Erlebnis werden, das wir so schnell nicht wieder vergessen würden.

Unsere Freundin Jutta, bergwandererfahren, lockt eine Woche vorher die Sehnsucht nach Tirol – sie startet ihre hochgebirgige Sechs-Etappentour von Hopfgarten in Richtung Kelchsau. Vor ihr liegen mehr als 100 Kilometer über Westendorf–Windau und Aschau auf Schustern Rappen. Sie kämpft sich anderthalb Tage bei Regenschauern durchs einsame Gebirge. „Das schreckt mich nicht ab“, resümiert die ehemalige Podologin.

Pfade abseits des Rummels

Die fitte Dame marschiert gern allein, lässt Natur und Elemente auf sich wirken, liebt das Körperliche, ergötzt sich an jeder Wurzel, über die sie steigt, jeder Astgabel, die sie mit den Armen aus aus dem Weg räumt, sie lehnt viel Gequatsche ab, gönnt sich keine Pausen. Eine Rast in der Hütte – kommt für Jutta nicht infrage. Darum liebt sie Pfade abseits des Rummels, diese sportliche Variante des „Kat-Walk“ (Kitzbühler Alpen Trail), die wenig Einkehrmöglichkeiten bietet, dafür traumhafte Berglandschaften. Flora und Fauna erreichen die Sinne, sie wecken Glücksgefühle.

Hoch oben am Horn schnell ein Erinnerungsfoto am Kreuz – Müßiggang ist nicht ihr Ding. Selbst am abendlichen Büfett übt sie sich fleischlos, lässt sich indes leckere Suppen und Salate schmecken.

Ganz anders wir.

Die Auswahl unserer Fünf-Tage-Tour beinhaltet zwingend Almhütten mit typisch österreichischen Köstlichkeiten. Zumindest die Aussicht auf eine Belohnung nach schweißtreibender Kletterei über jeweils mehr als 1000 Höhenmeter setzt ungeheure Energie frei.

Per Gondel? Abgelehnt!

Wir entscheiden uns bewusst für die Möglichkeit, die eine oder andere Strecke per Gondel zurückzulegen. Erfahrungen aus den vergangenen Jahren lassen uns vorsichtig sein — die Belastung der Kniegelenke wollen wir nicht unterschätzen, nehmen erstmals auch Wanderstöcke mit in den Rucksack.

Sie erweisen sich an den drei ersten Tagen als hilfreich, um den Druck beim Abwärtsgehen von den Knochen zu nehmen, während die Gondeln nur über unseren Köpfen dahinschweben. Auf 80 Kilometer und gut 5000 Höhenmeter über Brixen, Kirchberg, Kitzbühel und St. Johann bis zum Zielort St. Ulrich am Pillersee verschmähen wir sämtliche Steighilfen, ob bergauf- oder -ab, was uns Mittfünfziger aus dem flachen Niedersachsen ein wenig mit Stolz erfüllt.

 Eine goldrichtige Wahl

Dass wir gleich — entgegen der Empfehlung der Kat-Walk-Info — schnurstracks die Hohe Salve vom Dorf aus per pedes erobern – „wir können doch besser hoch als runterlaufen“ — erweist sich als ambitioniert, aber nicht als übermütig. Erschöpft fallen wir nach deftigem Abendessen am ersten Wandertag in Brixen früh in unsere Betten.

Den Spott der wahren Bergsteiger in Kauf nehmend, wählen wir ganz bewusst den bequemen Gepäcktransport von Hotel zu Hotel. Eine goldrichtige Wahl. Die Kombination aus anstrengendem Wandern mit dem Genuss herrlicher Bergwelten und einem Doppelzimmer mit Dusche oder sogar Badewanne entspricht unseren Vorstellungen von einem sportlich-erholsamen Urlaub.

Fluffige Crème brûlée

Ist es an einem Abend das Bauernbüfett in Kirchberg beim Metzgerwirt mit deftigen Hax’n und Ripperl, verwöhnt uns die Küche beim Reisch in Kitzbühel mit exzellent zubereitetem und serviertem Tafelspitz. Die fluffige Crème brûlée setzt dieser 3. Etappe die Krone auf. Die Fußgängerzone Kitzbühels lockt uns wohlernährt zum Spaziergang auf einen Cocktail in eine Bar.

Schließlich hatten wir auf der Acht-Stunden-Tour die Ehrenbachhöhe auf 1800 Metern bewältigt und den beeindruckenden, aber überlaufenen Streif-Abgang verschmäht und uns vom Hocheck über die Einsiedelei ins Tal getraut. Nur ein wenig wagemutig durch steile, glatte Wege im Wald erreichten wir das Ziel Hahnenkamm-Talstation – eine Stunde später als über die legendäre Streifabfahrt.

Auf zum Kitzbüheler Horn

Für die Königsetappe auf das Kitzbüheler Horn scheinen wir gewappnet. Die beiden betagten Damen, die seit 38 Jahren gemeinsam das Frühstück im Reisch herrichten und servieren, verwöhnen uns erneut mit pikanter Frühstücksauswahl. Quer durch den Tiroler Nobelort pirschen wir uns nachhaltig beköstigt zum

Einstieg. „Was, nach St. Johann? Da braucht’s Ihr den ganzen Tag“, schaut uns eine Einheimische älteren Jahrgangs skeptisch hinterher. Recht hat sie. Das Horn nach vier Stunden erklommen, wartet beim Abstieg der Ludwig-Scheiber-Steig. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte die Umgehung nehmen. Der Schlosserbergsee bietet am Ende die ideale Abkühlung – herrlich erfrischend.

Fazit nach einer Woche im Zielort St. Ulrich. Die „alpine“ Jutta und wir, die Kompakten, sind total begeistert von der Kombination aus Bergwandern und Genießen und von den Almen, den Wäldern, den Tieren, der Ruhe und den freundlichen Menschen in dieser Gegend.

Mit dem Mountain-Bike durch die Kitzbüheler Alpen

Auch mit dem Mountainbike geht es zu den schönsten Plätzen der Kitzbühler Alpen in Tirol: drei Etappen, bis zu 170 Kilometer, bis zu 5.300 Höhenmeter. Wie beim Wandern ist es möglich, die gewünschte Variante zu wählen, loszuradeln und zu genießen.

Das Drumherum ist schon organisiert. Die „Kat-Bike-Tour“ enthält vier Übernachtungen im Hotel, Halbpension, detaillierte Wegbeschreibungen, Gepäcktransport und Rückreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Informationen zum KAT-Walk

Der „Kat Walk“ wird von März bis Oktober in zwei Hauptvarianten mit 5 (Kompakt) und 6 (Alpin) Wandertagen angeboten. Für beide Strecken sind Mindestbergausrüstung, die körperliche Verfassung geübter Bergwanderer und Trittsicherheit nötig. Beim Kompakt lassen sich einige Strecken per Seilbahn nehmen.

Infos und Anmeldung: Kitzbüheler Alpen Tourismus, Telefon (0043) 57507, E-Mail: info@kitzalps.com; Website: www.kitzalps.com