Schneespaß auf zwei schmalen Brettern im schönen Harz

 

Von Jörg Brokmann

Rotglühender Horizont über den Wipfeln der Bäume. Treffpunkt an der Hütte am Goetheweg in Torfhaus zum Sonnenaufgang, heißt es vom Langlauf-Chef. Erste Erkenntnis: Frühaufsteher liegen klar im Vorteil, wenn sie sich auf frisch gespurtem Terrain bewegen wollen. Das vorweg. Wir wollen an diesem herrlichen Samstagmorgen in den Höhen des Harzes eine große Runde Richtung Hanskühnenburg drehen. Ich bin ein Rookie auf diesen zwei Meter langen, verdammt wackligen Latten, die für den Enthusiasten Axel Bauermann aus Braunschweig die Welt bedeuten. Wir teilen die uneingeschränkte, bisweilen überehrgeizige Leidenschaft für den Schneesport, er auf den Langlaufloipen des Kontinents, ich eher auf den Abfahrtspisten der Alpen und darüber hinaus.

Faszination Ausdauersport

Am heutigen Tag darf ich die Faszination seines Ausdauersports kennenlernen, von einem, der seine Passion fast 60 Jahre betreibt, ohne auch nur den Hauch von Demotivation zu zeigen. Das kann ich gut nachvollziehen. Grundvoraussetzung für einen spaßvollen und möglichst reibungsarmen Ritt durch die wunderschöne Landschaft ist eine genau an Temperatur und Schnee angepasste Laufsohle, um es etwas unprofessionell auszudrücken.

Langlauf-Übungsleiter Axel zeigt mir, wie er das Mittelteil seiner Skier wachst, genau so abgestimmt, dass Haftung am Berg und Vortrieb beim Gleiten eine ideale Symbiose bilden. Für mich reicht ein Schuppenski, dessen Schuppen im Mittelteil nur eingesprüht werden müssen, damit sich kein Eis festsetzt. Ein sehr guter Kompromiss für Anfänger. Mit gut auf das Wetter abgestimmter Kleidung (Stichwort Zwiebelprinzip), den richtigen Stöcken sowie Tee und Müsli gegen Unterzuckerung im Gepäck, vollführt Axel schließlich die ideale Bewegung, um den richtigen Vortrieb zu erzielen. Es sieht so elegant und einfach aus.

 Bewegung erzeugt Bewegung

Als Sportbegeisterter nicht total ungeübt, versuche ich, ihn nachzuahmen, mit leider weniger Erfolg, aber mit ebenso viel Freude. Nach wenigen Stockeinsätzen und Doppelstockschüben enteilt der Vasa-Lauf geprüfte Vorsitzende des Wintersportvereins Braunschweig – nur zu Demonstrationszwecken. „Harmonie von Arm- und Beinbewegung ist das Geheimnis“, gibt er mir einen wesentlichen Tipp. Und siehe da, nach einigen hundert Metern gleite ich schon fast durch die Loipe, jedenfalls nach meinem Empfinden.

Diese Bewegung erzeugt Bewegung im Kopf. Hier im verschneiten Mittelgebirge schweifen die Gedanken häufig ab vom Weg, vielmehr aus der Spur. Bisweilen in ganz andere Gefilde…

Auf dem griffigen Untergrund zu gleiten, eins mit diesen zwei schmalen Brettern unter den Füßen, lässt die Fantasie blühen. Mit jedem Meter, den sich in diesem Fall die Schuppen der Skier in das feuchte Element beißen, erhöht sich die Lust auf mehr Bewegung, leichte Unbillen inbegriffen. Unabhängig von der athletischen Herausforderung, die jeder Langläufer auf den Strecken im Harz selbst bestimmen kann, bedeutet das Einssein mit dem weißen Element und das Erleben der gepuderten Landschaft den eigentlichen Genuss, der mich schon nach wenigen Stunden in zwei Wintern zum totalen Anhänger dieser Sportart werden lässt – die wir in unserer Region nur wenige Kilometer von zu Hause im Winter betreiben dürfen.

Harzchancen nutzen

Lassen wir uns diese wunderbaren Chancen nicht entgehen, auch wenn den Verantwortlichen vor Ort der Service-Gedanke nicht immer in die Wiege gelegt scheint! Drängen wir überall auf gespurte Loipen, wenn die Schneelage es zulässt, sowie auf vernünftige sanitäre Bedingungen in den Hotspots – für die vielen begeisterten Langläuferinnen und Langläufer!

Nach drei Stunden und 22 Kilometern ziemlicher Anstrengung beenden wir den fantastischen Vormittag im Schnee. Ein sonnendurchfluteter Harz hat uns für das frühe Aufstehen belohnt.

Aktuelle Infos: https://wintersport.harzinfo.de